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Nähtworker im Fokus mit Ulrike von Moritzwerk

Nähtworker im Fokus mit Ulrike von Moritzwerk

Nähtworker im Fokus mit Ulrike von Moritzwerk

Lust auf eine neue Runde Nähtworker im Fokus? Wir freuen uns heute besonders über unseren Gast Ulrike vom Blog Moritzwerk und ihrem gleichnamigen Instagramaccount. Wir “kennen” Ulrike und ihren Blog schon mehrere Jahre und lieben besonders ihre bodenständige und nachhaltige Philosophie zum Nähen und Selbermachen.

Weniger ist mehr lautet ihre Devise und so inspiriert sie uns mit durchdachten DIY-Outfits und zum Nachmachen anregenden Refashion-Projekten. Diesen Sommer hat sie uns mit einem dunkelgrünen Jumpsuit aus einem alten gelben Dirndl (!) von den Socken gehauen! Außerdem ist sie Initiatorin der tollen Aktion Maßgeberin, mit der sie Bloggerinnen und Instagrammerinnen aus der Nähszene dazu animiert, ihre Maße zu veröffentlichen, damit Passform und Nähwerk besser abgeschätzt werden können, wenn man sich an die gleichen Schnittmuster heranwagen möchte.

Liebe Ulrike, schön dass Du da bist und wir heute ein bisschen mehr über dich erfahren dürfen!

Magst du dich uns mal in 3 – 5 Sätzen vorstellen?

Moin, ich bin Ulrike und ich blogge auf moritzwerk.de übers Nähen und Selbermachen – und über Nachhaltigkeit. Ich möchte inspirieren und informieren. Darum geht es bei mir nicht nur um tolle Schnittmuster, sondern auch um Stoffkunde, Upcycling und nachhaltige Materialien. Im wahren Leben bin ich übrigens dreifache Mama, Kaffeelover und selbstständige Designerin.

Nähtworker im Fokus mit Ulrike von Moritzwerk

In einer Gesellschaft des Überflusses unterstütze ich einen Gegentrend. Mit meine Projekten und Geschichten möchte ich zum Nachdenken anregen. Zum Hinterfragen. Und auch mal zum Nein-sagen.

Ulrike Ehm, Moritzwerk

Nähtworker im Fokus mit Ulrike von Moritzwerk

Wie bist du zum Nähen gekommen? Gab es ein bestimmtes Ereignis, eine bestimmte Person, durch die du zum Nähen gekommen bist?

Als Kind der DDR bin ich gezwungenermaßen mit Selbermachen aufgewachsen. Mein Opa war Sattler und ich habe oft unter seiner Singer gesessen und beim Schwung holen „geholfen“, während er Polster für Sessel genäht oder Nietenhosen a.k.a. Jeans repariert hat. Und ich habe es geliebt, die riesige Knopfsammlung meiner Oma (die praktischer Weise in einer Knopffabrik gearbeitet hat) zu durchwühlen. An meine Großeltern denke ich heute noch oft, wenn ich nähe. Auch meine Mama hat früher sehr viel Kleidung genäht und gestrickt und versucht, es mir beizubringen. Ohne Erfolg. Ich war viel zu ungeduldig. Erst als ich selbst Mama wurde und die ersten Nähblogs auftauchten, wurde das Thema plötzlich wieder brandaktuell. Und jetzt kann ich nicht mehr ohne…

Wie viel Zeit verbringst du in der Woche ungefähr für Nähprojekte inkl. Recherche, Planung und Nähen?

Hui. Wenn Recherche und Planung mitzählen, dann nähe ich wohl Vollzeit. Mindestens. An der Nähmaschine sitze ich (Corona sei Dank) im Moment gar nicht so oft. Aber ich tüftele ständig an mindestens drei Projekten gleichzeitig, sichte Stoffe, suche Schnittmuster, plane Upcyclings und mache am Ende doch alles ganz anders als gedacht. 

Was ist das erste Teil dass du genäht hast?

Das weiß ich, ehrlich gesagt, nicht mehr. Aber es war ganz bestimmt irgendwas upgecyceltes. Es hat ein ganzes Weilchen gedauert, bis ich mich zum ersten Mal in einen Stoffladen gewagt und richtige Meterware gekauft habe. Ich glaube, ich bin drei Stunden durch dieses kleine Lädchen geschlichen, habe Stoffe gestreichelt und war völlig überwältigt. Am Ende habe ich einen Stoff mit Eulenmotiv (!) gekauft und meiner Großen daraus ein Faschingskostüm genäht. Das war vor sieben Jahren.

Nähtworker im Fokus mit Ulrike von Moritzwerk

Wie sieht dein Nähplatz aus?

Chaotisch. Mein Nähplatz ist im Moment eine Baustelle – ohne Strom, Licht und Türen. Momentan steht in dem leeren Raum nur ein großer Tisch mit den Nähmaschinen und daneben eine Kabeltrommel, die ich erst am Baustrom anschließen muss, wenn ich nähen will. Aber wenn dann mal alles fertig ist, werde ich ein eigenes Nähzimmer haben mit viel Platz für die Nähmaschinen, einen großen Zuschneidetisch, eine Fotowand und einen grooooßen Schrank, der all‘ mein Chaos komplett schluckt.

Gibt es etwas, dass du über`s Nähen gelernt hast, das dich nochmal richtig weitergebracht hat?

Einfach machen. Das kann man gut auch aufs Leben übertragen. Beim Nähen erscheint vieles zunächst total kompliziert. Tatsächlich ist aber auch das aufwändigste Kleidungsstück nur aus lauter zweidimensionalen Schnittteilen zusammengesetzt. Wenn man Schritt für Schritt vorgeht, gelingen auch große Projekte problemlos. Man muss also gar keine Angst haben vor „schwierigen“ Nähprojekten. Die sind nämlich gar nicht wirklich schwer, sie dauern nur länger.

Was ist dein absoluter Lieblingsschnitt?

Hmmmm, gemessen an der Häufigkeit des Tragens… vermutlich die Else von Schneidernmeistern. Dicht gefolgt von der Hose Wrapped, die ich im Sommer rauf und runter trage. Besonders viel Spaß beim Nähen hatte ich dagegen mit der Atenas Jeansjacke und der Tosti Jacket. Außerdem bin ich neuerdings täschchenbesessen und nähe die Double Zip Pouch im Akkord.

Hast du ein Lieblingsschnittmuster von Schnittduett?

Nähtworker im Fokus mit Ulrike von Moritzwerk

Ha! Siehe oben.

Wie würdest du deinen Stil beschreiben?

Reduziert und alltagstauglich, oft mit einem kleinen Augenzwinkern. Aber ich probiere auch gern einfach mal was aus.

Was nähst du besonders gern?

Am allerliebsten nähe ich inzwischen wirklich große und aufwändige Projekte, bei denen ich noch etwas dazulernen kann. Auch wenn ich mich zwischendrin manchmal am liebsten dafür ohrfeigen würde, dass ich schon wieder so etwas „kompliziertes“ ausgesucht habe. Ich glaube, ich brauche den Nervenkitzel.

Beeinflusst Nähen dein Verhältnis zum Shoppen von Kleidungsstücken?

Sehr. Seitdem ich nähe, habe ich sehr viel über die dunklen Seiten Fashion Industrie gelernt und kann überhaupt nicht mehr „richtig“ shoppen gehen. Wenn ich ein etwas kaufen muss, weil ich es nicht selbst herstellen kann oder möchte, dann achte ich extrem auf die Herkunft der Kleidung (und auch Schuhe). Ich kaufe nur noch bei Herstellern mit Bio- und/oder Fairtrade-Siegeln, die mit der Produktionskette ihrer Ware ehrlich und transparent umgehen. Das ist manchmal etwas mühsam, aber es lohnt sich. Secondhand ist auch oft eine gute Option, sogar bei Stoffen. Auf Ebay Kleinanzeigen habe ich schon das eine oder andere Stoffschätzchen ergattert.

Was liegt gerade auf deinem Nähtisch? Was würdest du als nächstes gern nähen?

Ganz viele Stoffproben von Wollwalk. Diesen Herbst möchte ich endlich meine Kinder mit Walkjacken ausstatten. Mal sehen, wie weit ich komme, und welche lebenswichtigen Projekte sich noch dazwischen drängeln.

Hast du Nähziele oder gibt es etwas, das du gern noch lernen würdest?

Ich würde mir gern endlich mal eine gut sitzende Jeans nähen mit allem Pipapo. Ich hoffe, das wird dieses Jahr noch etwas. Der Stoff dazu liegt schon seit über einem Jahr bereit. Außerdem würde ich gern komplexere Motive siebdrucken und sticken können.

Mit wem würdest Du gern mal einen Tag lang nähen und plaudern?

Da gibt es einige! Mit Miriam alias Vansquirrel zum Beispiel oder mit Mijke von Sewitcurly. Oder mit euch beiden. Wobei ich ja bezweifle, dass dabei irgendjemand zum Nähen kommen würde…

Mit welchem Stoff nähst du am liebsten und warum?

Ich liebe Webware. Vermutlich liegt es daran, dass Webware sich meistens so schön zuverlässig vernähen lässt. Aber auch, weil es leichter ist, wirklich gute Webware in Bio-Qualität zu bekommen. Ganz besonders hat es mir zur Zeit altes Leinen angetan. Der Stoff, der noch massenhaft in den Wäscheschränken unserer Mütter und Großmütter liegt, ist wahrscheinlich das nachhaltigste Material, mit dem man heutzutage nähen kann. Es lohnt sich, in der Verwandschaft mal nach alten Bettlaken zu fragen. Die sind nämlich oft aus hundert Prozent Leinen, lassen sich toll färben, sehr gut vernähen und sind das ideale Ausgangsmaterial für sommerliche Kleidungsstücke. Nur die Knitterfalten – die muss man mögen.

Nähtworker im Fokus mit Ulrike von Moritzwerk

Vielen Dank, liebe Ulrike für dieses spannende Interview! Gern könnt ihr Ulrike in ihrem Online Zuhause besuchen, auf ihrem Blog Moritzwerk, auf instagram unter @moritzwerk und auf ihrer moritzwerk Facebook-Seite.

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  1. Schönes Interview mit 3 tollen Frauen!
    Ulrike ragt in diesem Nähkosmos wirklich heraus mit ihren klugen, inspirierenden Gedanken zum Thema Konsum, Fairtrade und Upcycling👍

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