Wenn du das Schnittmuster für Cardigan/Weste Jitte an deine Körpermaße anpassen möchtest, ist dieser Blogbeitrag genau das Richtige für dich! Ich zeige dir heute wie du verschiedene Weiten- und Längenmaße ganz leicht anpassen kannst.
Die richtige Größe auswählen
Da wohl keiner von uns von Kopf bis Fuß exakt einer bestimmten Konfektionsgröße entspricht, stellt sich als Erstes die Frage, welche Größe man denn nun abpausen soll.
Grundsätzlich ist es nicht verkehrt Oberteile und Kleider nach dem Brustumfang auszuwählen. Sollte dein Hüftumfang etwas größer sein, kannst du die lange Variante von Jitte an dieser Stelle erweitern.
Wenn also z.B. dein Brustumfang 98 cm beträgt, dein Hüftumfang aber 107 cm, wählst du Gr. 40 aus erweiterst den Schnitt im Hüftbereich auf Gr. 42.
Sollte dein Hüftumfang in diesem Beispiel jedoch in eine kleinere Konfektionsgröße fallen, hängt die Wahl der richtigen Größe von deinem BH-Cup ab! Denn der Brustumfang beschreibt zwar erst einmal nur den gesamten Körperumfang auf Brusthöhe, teilt sich aber eigentlich in Brustbreite, Armdurchmesser und Rückenbreite auf. Dein Kleidungsstück kann daher nur dann richtig gut sitzen, wenn nicht nur die Gesamtweite passt, sondern die Weite auch auf die richtigen Körperstellen verteilt ist.
Wenn du also z.B. einen Brustumfang von 98 cm hast, dein Hüftumfang jedoch 101 cm beträgt, musst du zusätzlich noch auf deine Cup-Größe schauen.
Trägst du ein A- oder B-Cup, wählst du das Schnittmuster wie gewohnt nach dem Brustumfang aus. Hier wäre also Gr. 40 richtig. Den Schnitt kannst du ggf. an der Hüft noch ein bisschen enger nähen.
Trägst du hingegen mindestens ein C-Cup, solltest du das Schnittmuster nach dem Hüftumfang auswählen und eine FBA (Full Bust Adjustment) vornehmen. Hier wäre also Gr. 38 + FBA sinnvoll.
Videotipps zur Größenauswahl
Anja erklärt euch in unserem Video an Hand der Größentabellen, wie ihr euch am besten für eine Größe bei Cardigan und Weste Jitte entscheidet:
Die Anprobe
Der beste Zeitpunkt für eine Anprobe ist, nachdem du die Schulter- und Seitennähte geschlossen hast.
Bei der Variante mit langem Ärmel, wird der Ärmel erst später eingenäht.
Bei der Anprobe kannst du kontrollieren, ob die gesamte Weite des Cardigans/der Weste passt. Sollte sie dir etwas zu weit sein, kannst du die Seitennaht jetzt noch enger nähen. Denk daran, dass du den Ärmel (zumindest im oberen Bereich, wo die Ärmelnaht auf die Seitennaht trifft), um das selbe Maß enger nähen musst.
Zudem kannst du bei dieser Anprobe kontrollieren, ob die Schulterbreite passt und sie noch schmaler machen, falls sie zu breit ist.
Schließlich kannst du bei dieser Anprobe auch die Länge kontrollieren.
Nähst du Jitte mit dem kurzen Ärmel, steckst du die Seitennaht am besten erst einmal nur zusammen und machst dann die Anprobe. Wenn alles passt, löst du die Seitennaht wieder, und fährst anschließend gemäß der Nähanleitung fort.
Zwischen Größen gradieren
Wenn du das Schnittmuster nun also nach deinem Brustumfang ausgewählt hast und es im Hüftbereich etwas weiter oder schmaler machen möchtest, kannst du das ganz einfach über die Seitennaht machen.
Hierfür verbindest du einfach an der Seitennaht den oberen Endpunkt der einen Größe mit dem unteren Endpunkt der anderen Größe.
Bsp.: Dein Brustumfang entspricht Größe 40, dein Hüftumfang entspricht jedoch Gr. 42.
Du kannst das Schnittmuster vom Armloch bis zum Saum verbreitern, indem du die Seitennähte der jeweiligen Größen einfach mit einer Geraden neu verbindest.
Diese Anpassung musst du sowohl an der Seitennaht des Vorder- als auch des Rückenteils machen.
Denk daran dann das Saumbündchen für diejenige Größe zuzuschneiden, die du für den Saum von Vorder- und Rückenteil gewählt hast. In unserem Beispiel bräuchtest du also das Saumbündchen in Gr. 42.
Umgekehrt kannst du das Oberteil nach unten hin auf die selbe Weise auch verschmälern.
Da die kurze Variante bereits etwas oberhalb der Hüfte endet, ist es hier sehr wahrscheinlich gar nicht nötig eine Anpassung vorzunehmen.
Cardigan/Weste taillieren
Jitte ist ganz gerade geschnitten. Falls du jedoch lieber eine etwas tailliertere Variante haben möchtest, kannst du dies über die Seitennaht machen.
Um die richtige Position der Taillierung heraus zu finden (an der schmalsten Stelle deines Körpers), ziehst du den Cardigan/die Weste am besten einmal an und markierst dir anschließend die Taillenposition.
Es ist wichtig, dass du das Schnittmuster nicht irgendwo an der Seitennaht schmaler machst, sondern dort, wo auch tatsächlich an deinem Körper die schmalste Stelle sitzt.
Dann kannst du die Seitennaht in einem schönen Bogen vom Armloch bis zum Saum neu einzeichnen. Du kannst dabei die kleineren Größen als Anhaltspunkt nehmen und so an der Taille z.B. von Gr. 42 auf Gr. 38 wechseln.
Cardigan/Weste verlängern/kürzen
Das Schnittmuster wurde für eine Körpergröße von 168 cm konstruiert. Falls du größer oder kleiner bist, kann es nötig sein, den Schnitt in der Länge anzupassen. Oder vielleicht gefällt dir das Modell auch einfach besser, wenn es etwas länger oder kürzer ist.
Am besten nähst du zunächst ein Probemodell. Daran kannst du dann am besten sehen, ob dir die Modelllänge an dir gefällt.
Wenn du eine Längenanpassung vornehmen möchtest, musst du dies gleichermaßen am Vorderteil, Rückenteil und der Knopfleiste machen.
Du kannst sowohl die kurze als auch die lange Variante ganz einfach an der jeweiligen Saumlinie verlängern oder kürzen.
Hierfür zeichnest du einfach eine parallele Linie zum Saum und verlängerst das Schnittmuster bis dorthin oder schneidest es an der neuen,kürzeren Länge ab.
Denk daran, dass du auch die Position der Knöpfe und Knopflöcher anpassen musst.
Wenn du dein Schnittmuster z.B. um 3 cm verlängert hast, setzt du den untersten Knopf/das unterste Knopfloch auch 3 cm nach unten. Die Knöpfe/Knopflöcher zwischen dem obersten und untersten Knopf/-loch verteilst du gleichmäßig dazwischen.
Ebenso verfährst du, wenn du das Schnittmuster gekürzt hast: du setzt den untersten Knopf/das unterste Knopfloch um das selbe Maß nach oben und verteilst du mittleren Knöpfe gleichmäßig.
Ärmel verlängern/kürzen
Da das Schnittmuster für eine Körpergröße von 168 cm konstruiert wurde, kann es nötig sein auch die Ärmellänge anzupassen, wenn du größer oder kleiner bist (denn dann hast du evtl. auch längere bzw. kürzere Arme).
Um den Ärmel zu verlängern, schneidest du das Schnittmuster zunächst entlang der vorgegebenen Linie quer durch. Dann schiebst du die Schnittteile um die fehlende Länge auseinander und klebst einen Papierstreifen dazwischen. Achte darauf, dass du den Schnitt gleichmäßig auseinander schiebst und sich die Ärmelnaht rechts und links um das selbe Maß verlängert.
Dort wo du den Schnitt aufgesperrt hast, zeichnest du die Nahtlinien jetzt noch mal neu.
Um den Ärmel zu kürzen, schneidest du den Schnitt entlang der vorgegebenen Linie quer durch. Jetzt schiebst du die Schnittteile um den Betrag, um den der Ärmel gekürzt werden soll, übereinander und klebst den Schnitt wieder zusammen.
Die Nahtlinien zeichnest du auf Höhe der Einschnittlinien noch mal neu.
Saumbandweite des Ärmels anpassen
Am besten misst du zunächst die Länge des Saumbandes am Schnittteil aus. Dann schaust du mit dem Maßband an deinem Handgelenk ob dir die Weite gefällt.
Wenn du das Saumband lieber eine Nummer kleiner oder größer haben möchtest, kannst du einfach diese Größe zuschneiden ohne, dass du am Ärmelschnitt etwas ändern musst!
Du kräuselst den Ärmelsaum einfach entsprechend mehr oder weniger ein bevor du ihn an das Saumband nähst.
Anpassung für eine große Brust
Wenn du häufig das Problem hast, dass Kleidungsstücke im Brustbereich zu eng sitzen und spannen, kannst du das Vorderteil im Brustbereich erweitern.
Du wählst also eine Konfektionsgröße aus, die zu Taillen- und Hüftumfang passt und im Brustbereich eigentlich zu klein wäre (s. oben „Die richtige Größe auswählen).
Voraussetzung dafür, dass diese Anpassung die Passform deines Kleidungsstückes verbessert ist, dass sich ein größerer Brustumfang durch einen großen Busen und nicht etwa durch einen breiten Rücken ergibt. Das kannst du ganz leicht an deiner BH-Größe erkennen: Trägst du ein A- oder B-Cup, hast aber trotzdem im Verhältnis zu Taille und Hüfte einen größeren Brustumfang, kommt das eher von einem breiten Rücken. Trägst du hingegen mindestens ein C-Cup, hast du einen größeren Brustumfang weil du mehr Busen hast. In diesem Fall ist die hier gezeigte Anpassung ideal für dich.
Bsp.: Dein Taillen- und Hüftumfang entsprechen Gr. 40, dein Brustumfang beträgt jedoch nicht 98 cm wie bei Gr. 40 angegeben. Du hast stattdessen einen Brustumfang von 102 cm, also 4 cm mehr. Damit die hier gezeigte Passformoptimierung auch wirklich eine Verbesserung bringt, müssen sich die 4 cm Mehrweite auf die Brust beziehen. Das bedeutet im Detail, dass die Rückenbreite und der Armdurchmesser gleich sind wie bei Gr. 40, die Brustbreite ist jedoch 4 cm größer. So ergibt sich im Gesamten ein Brustumfang von 102 statt 98 cm.
In diesem Fall nimmst du den Schnitt von Größe 40 und fügst die fehlende Weite (4 cm Gesamt, also 2 cm am Schnittteil) am Vorderteil hinzu.
Bevor es los gehen kann, musst du erst mal deinen Brustpunkt auf dem Schnittmuster markieren. Wenn du schon ein Probeteil genäht hast, kannst du dieses überziehen und darauf den Brustpunkt – also die vorderste Stelle deiner Brust – markieren. Danach überträgst du diesen Punkt auf das Schnittmuster. Falls du noch kein Probeteil genäht hast, kannst du dir behelfsmäßig auch das Schnittteil anhalten und direkt darauf den Brustpunkt markieren. Vielleicht bittest du eine Freundin dir zu helfen.
Schritt 1: Wenn du den Brustpunkt markiert hast, Zeichnest du von dort eine senkrechte Linie nach unten bis zum Saum.
Als Nächstes zeichnest du vom Brustpunkt eine Linie Richtung Armloch. Sie endet genau auf der Markierung „v.Äe“.
Für die dritte Linie zeichnest du an der Seitennaht vom Armloch aus 8 cm nach unten und ziehst von hier eine Linie zum Brustpunkt.
Schritt 2: Jetzt schneidest du vom Saum aus die senkrechte Linie zum Brustpunkt und weiter bis zum Armloch ein. Achtung: am Armloch nicht durchschneiden! Am Armloch sollte das Schnittmuster noch einen Millimeter zusammen bleiben.
Dann schneidest du von der Seitennaht Richtung Mitte auf den BP zu. Achtung: nicht durchschneiden! Die beiden seitlichen Teile sollten noch einen Millimeter zusammen bleiben.
Jetzt sperrst du das Oberteil um die 1/2 fehlende Weite auf, also 2 cm. Achte dabei darauf, dass das untere Seitenteil parallel zum vorderen Teil bleibt und du es nicht drehst. Die Öffnung an der Seitennaht ergibt sich dabei.
Am Saum ergibt sich eine Verlängern. Du verlängerst die vordere Mitte um dieses Stück und zeichnest im vorderen Bereich eine neue gerade Saumlinie.
Schritt 3: Jetzt schiebst du das untere Seitenteil so weit nach oben, dass die Öffnung an der Seitennaht geschlossen ist und du wieder eine durchgehende Seitennaht hast. Wichtig ist dabei, dass du das Teil nicht drehst. Die senkrechten Einschnittlinien sollten exakt parallel zueinander liegen!
Dabei wird das Vorderteil noch ein Stückchen breiter. Diese zusätzliche Weite brauchen wir aber nicht, daher müssen wir sie an der Seitennaht wieder weg nehmen.
Dafür misst du die zusätzliche Verbreiterung am oberen Seitenteil aus und verschmälerst es anschließend an der Seitennaht um genau dieses Maß.
Da der Cardigan/die Weste am Saum die ursprüngliche Weite behalten kann, nehmen wir hier die gesamte Mehrweite an der Seitennaht wieder weg.
Du misst also die Mehrweite zwischen dem Vorderteil und dem unteren Seitenteil aus und verschmälerst das untere Seitenteil anschließend am Saum um genau dieses Maß.
Dann zeichnest du die Seitennaht vom Armloch bis zum Saum neu ein.
Schließlich zeichnest du die neue Saumlinie leicht rundlich ein.
Optisch ergibt sich später beim Tragen wieder eine gerade Saumlinie. Die zusätzliche Länge an der vorderen Mitte brauchst du aber, damit der Pullover locker um die Brust herum laufen kann und der Saum vorne nicht hoch gezogen wird.
Schritt 4: Wenn du magst, kannst du dir dein neues Vorderteil noch einmal sauber abpausen.
Schulter verbreitern/verschmälern
Wenn du ein Probeteil genäht hast und feststellst, dass die Schulternaht zu schmal oder zu breit ist, kannst du das ganz einfach ändern.
Ist deine Schulternaht z.B. 1 cm zu breit, trägst du dieses Maß als Erstes von außen entlang der Schulternaht ab. Danach zeichnest du ein neues Armloch ein, das von der verschmälerten Schulter in einer flachen Kurven zum untersten Knips verläuft.
Wichtig ist, dass du diese Anpassung sowohl am Armloch des Vorder- als auch des Rückenteils vornimmst.
Ist deine Schulternaht hingegen z.B. 1 cm zu schmal, verbreiterst du die Schulternaht um dieses Maß. Anschließend zeichnest du ein neues Armloch ein, wie oben beschrieben.
Auch hier musst du die Anpassung natürlich am Armloch des Vorder- und Rückenteils vornehmen.
Am Ärmel musst du nichts ändern.
Langen Ärmelsaum begradigen
Wenn du am Ärmelsaum nicht so viel Kräuselweite haben möchtest, kannst du den Ärmel begradigen und so die Weite reduzieren.
Der obere Bereich der Ärmelnaht verläuft senkrecht nach unten. Diesen senkrechten Bereich der Ärmelnaht verlängerst du einfach ganz gerade nach unten, bis du auf die Saumlinie triffst.
Am Saum verbindest du die neue Ärmelnaht dann mit einer Querlinie.
Der Ärmelsaum ist jetzt deutlich schmaler. Du musst ihn aber trotzdem noch ein kleines bisschen einkräuseln, damit er an das Ärmelsaumband passt.
Möchtest Du, dass der Ärmel ganz schmal verläuft, reduzieren die Saumweite noch etwas mehr, achte aber darauf, dass die Weite auf keinen Fall schmaler wird, als die Weite des Saumbandes des Ärmels.
Ich wünsche dir viel Erfolg bei der Schnittanpassung und ganz viel Spaß mit deinem neuen Lieblingsteil!
Eva
Weste & Cardigan Jitte kaufen
Falls du dich jetzt auch an deine Weste oder deinen Cardigan Jitte setzen möchtest, kannst du die digitale oder Papierfassung im Shop kaufen:
Zeig uns deinen Cardigan!
Hast du den Cardigan Jitte bereits genäht? Wir können es kaum abwarten, zu sehen, was du kreiert hast! Zeig ihn auf Instagram unter dem Hashtag #westejitte oder #cardiganjitte und tagge das @schnittduett. Wir freuen uns immer riesig, wenn wir eure Werke online entdecken!
Bilder: Monika Tambour / Skizzen: Eva Küpper
